Was bedeutet Nachhaltigkeit im Franchising? Welcher Trend ist zu beachten? Welche neuen Möglichkeiten und Geschäftsfelder eröffnen sich für Franchise- und Lizenzsysteme?
Ein Beitrag vom Greenfranchise Lab®-Experten Thomas Matla.
Vom Wesen des Franchisings
Franchising ist eine Marktdurchdringungs- und Wachstumsstrategie. Als solche ist sie wertneutral. Sie zielt auf eine schnelle und wertverlustfreie Multiplikation von erfolgreichen Geschäftskonzepten. Dabei bedient sie sich in hohem Maase der Standardisierung, sowohl ihrer Prozesse, als auch bezogen auf Produkte und Leistungen. Weltbekannte Schnellgastronomie-Marken, wie Burger King und McDonalds, nutzen Franchising zur internationalen Expansion. Ihr Markterfolg und die Berichterstattung darüber prägen auch das allgemeine Wissen zum Thema Franchising sowie das Image darüber.
Green Franchising als ganzheitlich nachhaltiges Franchising
Die Vorteile der Marktdurchdringungsstrategie Franchising sind auch für nachhaltig aufgestellte Unternehmen und deren Geschäftskonzepte interessant und erfolgversprechend, darüber berichteten wir bereits 2012 in unserem Fachbuch «Green Franchising», Bellone/Matla, mi-Wirtschaftsbuch. Unter dem von Prof.Veronika Bellone in den deutschen Sprachraum eingebrachten Begriff verstehen wir ökonomisch, ökologisch, sozial und kulturell ganzheitlich nachhaltig agierende Franchisesysteme, die über «Werte-Partnerschaften» expandieren. Einige frühe Unternehmens-Beispiele haben wir in unserem Buch vorgestellt, wie unter anderen die von Bea Petri gegründete «schmickbar.ch» aus Zürich, die eigene Hilfsprojekte in Burkina Faso organisiert; das Recyclingsystem «I:CO», das ein «closed-loop» Recyclingsystem für Textilien und Schuhe aufgesetzt hat und das Teehandelshaus «TeeGschwendner», das auch 2017 in Deutschland mit dem von uns entwickelten «Green Franchise Award» ausgezeichnet wurde.
In unserem «Praxisbuch Franchising – schnelles Wachstum mit System», Bellone/Matla, Redline Verlag, 4. Auflage 2018, stellen wir zusätzlich das Franchisesystem «GWFA Global Water Franchise Agency», das Industrial Franchising im Bereich der Wasserwirtschaft realisiert; die «Maker Faire», eine weltweit wachsende Community der Maker-Bewegung; «Boxgirls International», eine Methode für inklusive Gemeinschaften, die sich besonders auf die Stärkung von Mädchen konzentriert sowie «SAMOCCA», eine Kaffeerösterei mit Café und Deli, deren Betreiber Einrichtungen der Behindertenhilfe sind, vor.
Alle diese Projekte sind als Franchise- oder Lizenzkonzept aufgestellt. Sie nutzen die wertneutralen Strategien, um eigene Wertekonzepte schnell und verlustfrei zu multiplizieren.
Der Weg zur Kreislaufwirtschaft
Aktuell erscheint es mir allerdings besonders wichtig, auf die Möglichkeiten, die Franchising und Lizenzierung speziell in der «Kreislaufwirtschaft» bieten, hinzuweisen. Ganz im Sinne dieser «Circular Economy» sollten Materialien und Rohstoffe nicht nur für einen einmaligen Konsum aus der Erde abgebaut und ihr entzogen werden. In Produkte umgewandelt, sollten sie so intelligent, hochwertig und lange, wie irgend möglich, im Materialkreislauf verbleiben. Kaskadennutzungen sind hier von Beginn an einzuplanen. Nach dem mehrmaligen (Kaskaden-) Konsum, sollten die Rohstoffe dann wieder in einer verträglichen Form der Erde zurückgeführt werden. Bei jedem Abbau von Rohstoffen für Neuprodukte und jedem Transport, jeder Produktion und Vermarktung, werden Energien verbraucht und wird CO2 freigesetzt. Ein langes Bewahren und Belassen von Produkten im Wirtschaftskreislauf hingegen, spart CO2 und Energie ein. Daraus ergeben sich für Franchise- und Lizenzsysteme vielfältige, innovative neue Chancen und nachhaltige Geschäftsfelder.
Dienstleistungen statt Produkte
Nicht mehr der Besitz und der Verkauf einzelner Produkte an Konsumenten und Konsumentinnen sollte im Mittelpunkt des wirtschaftlichen Handelns stehen, sondern das zeitliche Zur-Verfügung-stellen.
Die nachhaltige Strategie der Kreislaufwirtschaft heisst «Product as a Service». Produkte sind immer nur dann interessant, wenn sie gerade gebraucht werden. Das gilt für das Fahrrad, den Elektroroller und das Auto ebenso, wie für Werkzeuge, Waschmaschinen oder die Ferienwohnung. Entsprechend sind Geschäftskonzepte, die Leasing- und Sharing-Verträge bieten, auch aus Sicht der Kreislaufwirtschaft nachhaltig und interessant. Da sie einen bedeutenden ökologischen und gesellschaftlichen Nutzen haben, sollten sie schnell und verlustfrei multipliziert werden, zum Beispiel über Franchise- und Lizenzkonzepte.
Lange Lebensdauer
Früher war die lange Lebensdauer von Produkten ein Qualitätsmerkmal starker Marken. Heute zeichnen sich viele faszinierende Marken eher durch «Sollbruchstellen» aus, die irreparabel sind und die einen frühzeitigen Ersatz erfordern. Das schädigt die Umwelt und damit auch die Gesellschaft. Neue und junge Unternehmen fahren besser, wenn sie sich über nachhaltigere Geschäftskonzepte im Sinne der Kreislaufwirtschaft positionieren. Das bedeutet die Konzeption und Entwicklung von Langlebigkeit im Rahmen ihres Geschäftskonzeptes. Hier ist sowohl der Einsatz von umweltverträglichen und langlebigen Materialien gemeint, als auch die Gestaltung eines langlebigen Designs, im Sinne des modularen Aufbaus, der Wartungs-, Reparatur- und Booster-Fähigkeit, in der Nutzung sowie letztendlich im ästhetischen Aussehen. Auch Mehrweg-Kreislaufsysteme sind zu konzipieren und zu realisieren sowie der Tod des Produktes und seine Rücknahme/Letztverwertung mitzudenken und als Closed Loop/ Cradle-to-Cradle vorherzuplanen. Überall, in diesen Prozessen, gibt es neue Ansatzpunkte und Möglichkeiten für Franchise- und Lizenzsysteme sich nachhaltig und werterhaltend zu positionieren, noch bevor neue gesetzliche Regelungen Unternehmen dazu zwingen. Das Schweizer Start-up Revendo ist für mich ein gutes Beispiel. Die beiden jungen Basler Gründer Aurel Greiner und Laurenz Ginat haben Revendo gegründet, um eingekaufte gebrauchte Elektrogeräte zu reparieren und aufzufrischen und sie sodann wieder weiterzuverkaufen. Durch ihr Upcycling bleiben die Geräte länger nutzbar und in der Kreislaufwirtschaft in Umlauf. In der Zwischenzeit haben sich die Jungunternehmer erfolgreich als Online- und physische Händler etabliert und expandieren bereits nach Österreich.
Nik Hartmann hat ein anregendes Interview über diese erfolgreiche Schweizer KMU-Storys mit Aurel Greiner und Laurenz Ginat geführt, das (hoffentlich) unter diesem Google Podcast-Link abzuhören ist.
Upcycling und Downcycling
Sind Produkte durch eine möglichst hohe Kaskadennutzung verbraucht, sollten sie zerlegbar, upcyclebar oder recyclebar sein, um entweder nochmals einer neuen Zielgruppe und Nutzung zuführbar zu sein, man denke nur daran, dass manch Industrieprodukt als Kunstobjekt endet, oder aber zur energetischen und rohstofflichen Verwertung zugeführt werden zu können (Beispiel Turnschuhe zu Strassenbelag). Auch hier bieten neue Geschäftskonzepte Franchise- und Lizenzsystemen neue Tätigkeitsfelder.
Zukunftsmarkt «Kreislaufwirtschaft»
Im Greenfranchise Lab beschäftigen wir uns aus Überzeugung mit dem Zukunftsmarkt «Kreislaufwirtschaft» und stehen Ihnen für Brainstormings, Beratungen, Projektbegleitungen oder Workshops gern zur Verfügung. Natürlich auch in der Franchise- oder Lizenznehmer:innen-Suche, wenn sie nachhaltige Wertepartnerschaften eingehen wollen.
Ihr Kontakt:
Thomas Matla, Diplom-Kommunikationswirt
Greenfranchise Lab® Expert