Interview mit J. Roberto Inderbitzin, Gründer des REFRAME Design Studio in Zürich, über seine neue Fight-Corona-Designlinie

Manch ein Unternehmer antwortet mit einer Depression auf die aktuellen Herausforderungen der Corona-Pandemie. Nicht so der Designer J. Roberto Inderbitzin. Er hat eine neue Serie von Produkten entwickelt, die eine weitere Ausbreitung der Pandemie verhindern helfen soll. Thomas Matla hat mit ihm gesprochen.

Druckentlaster für Maskenträger by REFRAME Design Studio Zürich © Foto: Sabrina Storchenegger
Druckentlaster für Maskenträger by REFRAME Design Studio Zürich © Foto: Sabrina Storchenegger

TM: Hallo Roberto, du hast 2013 das Reframe Design Studio in Zürich gegründet. Was sind deine Arbeitsgebiete und wie gehst du im Designprozess vor?

JRI: Ursprünglich habe ich mich auf Dienstleistungen, rund um das Industrie-Design, konzentriert. Das hat sich im Laufe der Zeit geändert und ich habe mich weiterentwickelt. Da ich mich täglich mit neusten Entwicklungen und Trends auseinandersetze, ich gerne und oft mit Unternehmern und Thought Leaders diskutiere, wollte ich dieses Wissen mit meinen Kunden und Partnern teilen. Aus diesem Grund hat meine Arbeit in den Bereichen Beratung und Workshop zugenommen. Gute Produkte und Dienstleistungen alleine sind noch kein Garant für Erfolg, weshalb es mir wichtig ist, Firmen besser zu verstehen. Wir haben intern sehr gute und wirkungsvolle Tools und Abläufe aufgestellt, um möglichst rasch Herausforderungen zu erkennen und daran zu arbeiten. Als Designer und Querdenker möchte ich einen positiven Impact erreichen, Menschen helfen, bessere Gewohnheiten zu entwickeln und nicht ausschliesslich schöne Formen gestalten. Mein Team/Netzwerk besteht deshalb aus unterschiedlichen Experten in unterschiedlichen Disziplinen. Das ist ganz wichtig für mich, um die Ziele des Kunden und die des Endkunden zu erreichen. Gerne begleite ich meine Projekte bis zum Schluss, damit möglichst rasch an Lösungen gearbeitet werden kann, wenn sich etwas an der Ausgangslage ändert.

Halterungen für Gesichtsschilder «Faceshields» by REFRAME Design Studio Zürich © Foto: Sabrina Storchenegger
Halterungen für Gesichtsschilder «Faceshields» by REFRAME Design Studio Zürich © Foto: Sabrina Storchenegger

TM: Ich habe auf Instagram deine neuen Lösungen zur Coronavirus-Bekämpfung entdeckt, die mich sehr faszinieren. Wie kam es dazu und was ist der jetzige Stand? Sind diese Produkte bereits erhältlich?

JRI: Freut mich, dass du REFRAME auf Instagram folgst. Die Idee eines «handfreien Türöffners» hatte ich schon eine Weile. Als ich mal mit vollen Händen die Türe öffnen wollte, merkte ich mir die misslichen Umstände und machte eine Skizze in meinem Ideenbuch. Das blieb dann für längere Zeit dabei, bis Covid-19 ins Spiel kam. Die Idee war aktueller denn je und ich musste handeln. Nach ein paar Entwürfen habe ich mehrere Prototypen hergestellt und mithilfe von 3-D-Druck validiert. Da es sich um ein Produkt handelt, welches für zahlreiche Menschen Schutz bietet, habe ich mich entschieden den Türöffner so zu gestalten, dass jeder den Türöffner selber im 3-D-Druckverfahren ausdrucken kann. Die Daten für den Türöffner sind gratis zum Download auf meiner Webseite zu finden. Sollte jemand aber keinen 3-D-Drucker haben, besteht auch die Option einer Bestellung. Es würde uns ausserdem interessieren diesen Prototypen in Zusammenarbeit mit einem Partner weiterzuentwickeln. Ich bin mir sicher, dass unterschiedlichste Berührungsflächen und Produkte in den nächsten Monaten ein Redesign benötigen. Wir beschäftigen uns ausserdem intensiv mit Faceshields und Druckentlastern für Maskenträger. Hier laufen spannende Gespräche mit möglichen Partnern, Verbänden und Produzenten um die kleinen Auflagen um ein Vielfaches zu skalieren.

Handfreier Türöffner by REFRAME Design Studio Zürich © Foto: Sabrina Storchenegger
Handfreier Türöffner by REFRAME Design Studio Zürich © Foto: Sabrina Storchenegger

TM: Was ist dein Anspruch hinter deiner Arbeit? Warum beschäftigst du dich mit diesen Lösungen?

JRI: Ich glaube fest daran, dass gut eingesetztes Design bei der Lösung von Herausforderungen helfen kann. Diese gilt es mit viel Empathie, Kooperationen und Kreativität zu erarbeiten. Mein Anspruch ist es, wesentliche Design-Lösungen zu erarbeiten, welche für Menschen von Bedeutung und Sinn sind. Dabei sollen Ästhetik, Wirtschaftlichkeit, Funktion und Nachhaltigkeit im Einklang miteinander stehen. Design ist wichtig, denn Menschen beurteilen nicht nur Funktionen, sondern auch Aussehen und Handhabung/Service eines Produkts. Ein gut durchdachtes Design kann enorme Wettbewerbsvorteile mit sich bringen. In der jetzigen Krise, ein nicht zu verachtender Aspekt.

Gesichtsschutzschild «Faceshield» by REFRAME Design Studio Zürich © Foto: Sabrina Storchenegger
Gesichtsschutzschild «Faceshield» by REFRAME Design Studio Zürich © Foto: Sabrina Storchenegger

TM: Glaubst du, dass uns Corona und vielleicht auch darauf folgende Pandemien noch lange beschäftigen werden?

JRI: In der Tat, ich glaube diese Pandemie wird uns noch eine Weile beschäftigen. Da es ich um ein globales Problem mit vielen Knotenpunkten handelt, sind die Auswirkungen gesundheitlich und wirtschaftlich um ein Vielfaches grösser. Es sind zahlreiche Branchen mehr oder weniger stark betroffen, weshalb Firmen rasch umdenken und handeln müssen. Wer jetzt zu lange wartet, wird den Kampf verlieren. Mit Unterstützung können neue Chancen für die Zukunft geschaffen und evaluiert werden, welche wirtschaftlich und sogleich innovative sind. Ich bin überzeugt, dass diese Krise einen Innovationstreiber sein wird. Die tragischen Umstände werden definitiv zu einem neuen Zeitalter des Designs führen. Warum? Weil gutes Design den Menschen in den Mittelpunkt stellt und wir jetzt mehr Menschlichkeit denn je brauchen. Vielleicht wird die Welt aus der Krise anspruchsvoller, intelligenter und fürsorglicher hervorgehen, als sie es in der Vergangenheit gewesen ist. Meine Hoffnung ist es, neue Design-Lösungen zu sehen, welche mit viel Empathie entwickelt und umgesetzt werden. Unternehmen, welche jetzt mit Designern und anderen kreativen Köpfen arbeiten, haben sicherlich gute Chancen neue, wertvolle Inputs zu erhalten, welche ihre Daseinsberechtigung stärken.

TM: Arbeitest du schon an neuen Lösungen, über die du etwas verraten kannst?

J Roberto Inderbitzin, REFRAME Design Studio, Zürich © Foto: Sabrina Storchenegger
J Roberto Inderbitzin, REFRAME Design Studio, Zürich © Foto: Sabrina Storchenegger

JRI: Da musst du dich etwas gedulden, Thomas. Wir sind fortlaufend daran neue Ideen und Produkte zu entwickeln, welche direkt oder indirekt mit dem Thema Covid-19 zusammenhängen. Unser Schwerpunkt wird es weiterhin sein, Menschen/Firmen mehr Sicherheit und Geborgenheit zu bieten. Ich glaube, dass wir mit der Kraft von Design und Innovation einen wertvollen Beitrag leisten und Firmen helfen können mit der Zeit zu gehen.

Wie es so schön heisst: „Du gehst mit der Zeit. Oder du gehst mit der Zeit!“ :)

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Thomas Matla © Greenfranchise Lab®
Thomas Matla © Greenfranchise Lab®

Thomas Matla, vom Greenfranchise Lab® Zug, sprach mit J. Roberto Inderbitzin, vom REFRAME Design Studio in Zürich, im Mai 2020.