Damit konnte SONNENTOR aus Österreich (www.sonnentor.com) die beiden ebenfalls nominierten Nachhaltigkeits-Finalisten, Switcher AG, Schweiz (www.switcher.com), gegründet und geleitet von Robin Cornelius und SAMOCCA (www.samocca.de), ein Café-Franchise der Samaritastiftung, Deutschland, überrunden.
Die grüne Stunde des Johannes Gutmann
Das Leben von Johannes Gutmann ist beispielhaft. Zeigt es doch, dass Eigenanspruch, Ideenreichtum und Willenskraft Nachhaltigkeits-Unternehmen auf internationale Märkte bringen können. Wenn man weiss, wer man selbst ist und wo man hin will. Dann klappt das auch, ohne sich selbst zu verbiegen. Insofern geht es hier einerseits um eine erfolgreiche Nachhaltigkeitsgeschichte, andererseits aber auch um eine Mutmacher-Geschichte für authentisches, nachhaltiges Unternehmertum.
Gutmann wuchs im niederösterreichischen Waldviertel auf, auf dem Bauernhof seiner Eltern und mit vier Geschwistern. Und genau von hier aus, wollte er die Welt erneuern und verbessern. Sein Ansatz: Bio-Kräuter-Produkte, die er in Verpackungen mit einem Sonnen-Logo auf Wochenmärkten vertrieb. Das SONNENTOR-Etikett konnte dabei auch mit den Namen der spezialisierten, kooperierenden Kräuterbauern versehen werden, was früh die besondere Wertschätzung für Gutmanns Kooperations-Partner ausdrückte. Erzielte Erfolge sind seither immer auch gemeinsame Erfolge. Ein Grundprinzip im Waldviertel, findet man diesen Gedanken doch auch bei Heinrich Staudinger von GEA (http://www.w4tler.at/geaneu/gea-home).
SONNENTOR wurde 1988 von Johannes Gutmann im Waldviertel gegründet. Ausgangsidee: bäuerliche Bio-Spezialitäten wie Tee- und Gewürzkräuter, Geschenkartikel und vieles mehr zu sammeln und unter dem Logo der lachenden Sonne überregional und international zu vermarkten. Wesentliche Merkmale sind die weitgehende Veredelung der Produkte direkt am Bio-Bauernhof der Partner, Nachhaltigkeit und die Erhaltung der Identität des Produzenten.
Höchste Wertschätzung und konsequentes Qualitätsmanagement wird den Produkten aus kontrolliert biologischem Anbau entgegengebracht. Sie sind frei von Farb-, Konservierungs- und künstlischen Aromastoffen und können problemlos ihren Erzeugern zugeordnet werden. 150 Bauern gehören zur "SONNENTOR-Familie", deren Produkte in weltweit über 50 Länder exportiert werden.
Prof. Veronika Bellone interviewte Johannes Gutmann
Im Nachgang der GDI Handelstagung in Zürich, an der Johannes Gutmann als eindrucksvoller Referent auftrat.
VB: Herr Gutmann, Ihre Entwicklung zum erfolgreichen Franchise-Geber mit 19 Standorten in 3 Ländern und einem Export von SONNENTOR-Produkten in 51 Länder ist sehr spannend. Erzählen Sie uns von den drei wichtigsten Weichenstellungen in Ihrem Leben, die dafür massgeblich waren.
JG: ERSTENS, das Erkennen „nur wer beschränkt denkt, handelt auch beschränkt“ und denkt nur in Problemen. SONNENTOR denkt in Möglichkeiten mit Menschen. ZWEITENS, der Schritt nach Deutschland mit dem Vertriebsbeginn 1991 und der Schritt nach Tschechien mit der Gründung einer eigenen Tochterfirma 1992. DRITTENS, die langfristige Vertriebsausrichtung von SONNENTOR mit Franchise beginnend 2008 mit dem Ersten Franchise-Standort in St. Pölten.
VB: Ob man Sie live erlebt oder über das geschriebene Wort – Sie sind absolut authentisch. Ist das ein Teil Ihres Erfolges als Unternehmer?
JG: Das eine ist die Marke SONNENTOR und unsere Wertewelt und das andere ist das Gesicht zur Marke mit dem Menschen JG. Wenn eines davon langweilig ist gibt’s es keine Dynamik und dann fehlt die Authentizität und die Entwicklung, die FREUDE flachen ab.
SONNENTOR und die Menschen dazu haben Ausstrahlung und deshalb pflanzen wir neue Franchise-PartnerInnen. Junge, kleine Bäume die wieder eine neue Stimmung und Entwicklung bringen.
VB: Sie haben in unserem Buch „Green Franchising“ etwas zur wachsenden Bedeutung nachhaltigen Wirtschaftens erzählt. Wie wichtig ist Nachhaltigkeit bei der Akquisition von Franchise-Partnern und –Partnerinnen und den Mitarbeitenden?
JG: Unser Franchise-Leiter Berndt Kienmeyer ist ein richtiger Menschenfinder, der es versteht diese Anforderungen der Nachhaltigkeit und des Business bei unseren künftigen Partner zu suchen und zu finden. Er wird allerdings nicht sehr oft fündig. Es ist ähnlich wie Äpfel pflücken, manche sind noch unreif, manche denken zu klein, manche haben auch einen Wurm und dann gibt’s welche, die schmecken traumhaft und da lohnt sich auch die Suche und dann wächst gegenseitig die FREUDE.
VB: „Nachhaltige Ziele kann man nicht formulieren, weil der Wertbeitrag nicht ökonomisch bewertbar ist“. Wie stehen Sie dazu?
JG: SONNENTOR hat sich deshalb bereits 2010 von den allgemeinen Nachhaltigkeitsfloskeln verabschiedet und ist eines der Pionierunternehmen der GEMEINWOHLÖKONOMIE geworden. Dieses GEMEINWOHL-Denken ist die messbare Nachhaltigkeit und misst unser Tun aufgeteilt auf fünf Säulen: Menschenwürde, Solidarität, Ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und Demokratische Mitbestimmung.
VB: Stellen Sie sich vor, eine „Franchise-Fee“ ermöglicht Ihnen die Erfüllung von zwei Wünschen. Was würden Sie sich für die Franchise-Wirtschaft und für Ihr eigenes Franchise-Unternehmen SONNENTOR wünschen?
JG: Der Erste Wunsch betrifft die Immobilienmakler und Hausbesitzer, die täglich eine gute Tat für nachhaltige Franchise-Systeme machen müssen und einem/einer JungunternehmerIn eine sehr frequentierte und gute Mietfläche ablösefrei und zu 50% für drei Jahre des Mietpreises abgeben müssen. Der Zweite Wunsch betrifft SONNENTOR. Ich möchte es noch erleben, dass wir den 100sten Franchise-Standort irgendwo auf dieser wunderschönen Welt aufsperren dürfen und darauf freue ich mich schon sehr. Denn meine Mutter sagt immer „Dein Baum wird auch nicht in den Himmel wachsen!“ meine Antwort darauf ist Franchise, weil wir damit viele kleine Bäumchen pflanzen, um das wirtschaftliche und nachhaltige Welt-Klima zu coolen!
VB: Dann wünsche ich Ihnen, dass die Saat aufgeht und Sie viele, engagierte PartnerInnen begeistern können.
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Dieses Interview finden Sie, neben weiteren mit nachhaltig aufgestellten Franchise-Systemen, in der "Green Gallery" der Bellone Franchise Consulting GmbH, Zug/CH.
Bericht: Thomas Matla
Interview: Prof. Veronika Bellone
Illustration: Kunstwirtschaftler®
© 05/2014